Die Tartanbahn lebt – zumindest als Begriff!
18. Mai 2022
Jeder kennt den Begriff im Sport: die Tartanbahn. Er hat sich fest eingeprägt, obwohl er heutzutage eigentlich überholt ist. In der Leichtathletik sind damit die Flächen für die Lauf- und Sprungwettbewerbe sowie die Wurfdisziplinen gemeint. Aber woher kommt dieser Begriff eigentlich?
Man kennt das Phänomen auch aus anderen Bereichen, wo ein Markenname zu einem Kategoriebegriff wird: So werden Papiertaschentücher gern als „Tempo“ oder Klebestreifen als „Tesa“ bezeichnet. Das liegt daran, dass diese Marken so dominierend in ihrer Produktkategorie waren oder sind, dass sie ein Synonym für die ganze Kategorie geworden sind. Mit der Tartanbahn verhält es sich ähnlich. Tartan ist der Markenname eines US-amerikanischen Herstellers. Dieser war mit der Erfindung der Bahn seit den 1960er-Jahren so erfolgreich, dass überall auf der Welt die Kunststofflaufbahnen unter dem Markennamen Tartan eingebaut wurden. In Europa wurde die erste Tartanbahn 1968 im Letzigrund-Stadion in Zürich installiert.
Tartanbahnen ersetzen Tennenbahnen
Vor der Tartanbahn gab es sogenannte Tennenbahnen oder -plätze. Sie sind zwar nicht so sehr wegen ihres Namens bekannt, aber optisch kennt sie jeder. Sie bestehen aus der roten Asche des Ziegelmehls. Die Tennenbahnen wurden durch die Tartanbahn immer mehr verdrängt. Wann immer namhafte Sportanlagen entweder renoviert oder neu gebaut wurden, entschieden sich die Bauherren für die Tartanbahn anstelle der staubigen und auch rutschigeren Aschenbahn. Letztlich sorgte die Tartanbahn für bessere Ergebnisse der Athletinnen und Athleten, was zu ihrem globalen Erfolg beitrug.
Möglicherweise trug auch ein weiterer Grund zum Erfolg der Tartanbahn bei: Der US-Hersteller liess seine Bahnen in der gleichen optischen Anmutung wie die Tennenbahnen bauen: mit roter Ziegelfarbe und körniger Oberflächenstruktur. So wurde das altbekannte und vertraute Bild, das Leichtathletikflächen in einem Stadion hinterliessen, aus Sicht der Zuschauer beibehalten.
Der Name der Tartanbahn hat sich bis heute gehalten, da diese seit ihrem Siegeszug vor 60 Jahren die Performance der Leichtathleten stark verbessert und die Stadien der Welt optisch geprägt hat. Praktisch alle bedeutenden internationalen Rekorde ab den 1960er-Jahren bis in die 2000er-Jahre hinein wurden auf Tartanbahnen erzielt.
Unterschied von Tartanbahnen und modernen Kunststoffbahnen
Der Aufbau einer Tartanbahn sieht so aus: Die Elastikschicht besteht aus SBR-Granulat und PUR als Bindemittel, die Nutzschicht aus EPDM und PUR. Vor 1983 enthielten Tartanbahnen auch Quecksilber und andere Schwermetalle. Bei modernen Kunststofflaufbahnen wie zum Beispiel bei der Conipur Vmax-Lösung von Conica, die im Letzigrund-Stadion der Gegenwart zum Einsatz kommt, wird bei zwei Lagen reines PUR verwendet. Die Rezeptur des gegossenen Belags konnte im Laufe der Jahre dank Forschung & Entwicklung und der Zusammenarbeit mit der Sportwissenschaft konsequent weiterentwickelt werden, um sowohl die Performance der Athletinnen und Athleten beständig zu verbessern als auch für deren Bewegungsapparat einen möglichst schonenden Untergrund zu bieten.
Nicht zuletzt bei der Farbgestaltung von Leichtathletikbahnen und -flächen ist man heute viel freier als bei den früheren Tartanbahnen mit ihrem roten Ziegellook: Conica bietet für Conipur Vmax insgesamt 24 Farben an. Für das Design moderner Sportstätten spielt die Optik der Bahnen eine bedeutende Rolle und kann sogar bei der Vergabe des Auftrags das Zünglein an der Waage sein. Das von Conica ausgerüstete Estadio Vallehermoso in Madrid gilt als das grünste Stadion der Welt, da neben dem Rasen auch die Laufbahn und das Stadiongebäude in unterschiedlichen Grüntönen gestaltet wurde, was auf eine Idee des Architekturbüros Estudio Cano Lasso Arquitectos zurückgeht.