Der Kampf gegen Mikroplastik
14. April 2022
Seit Beginn der massenhaften Herstellung und Verwendung von Kunststoffen in den 1950er-Jahren wird Mikroplastik in enormen Mengen in Gewässer freigesetzt.
Dementsprechend wurde es in Süßgewässern und allen Weltmeeren im Wasser, in Sedimenten und Lebewesen beobachtet. Dies wirft die Frage auf, ob es potenzielle negative Auswirkungen auf Wasserorganismen gibt, die so weitreichend sind, dass sie Folgen auf Bestandsebene haben könnten. Auch haben sich daraus Befürchtungen im Hinblick auf die Exposition des Menschen (vorrangig bedingt durch den Verzehr kontaminierter Nahrung) gegenüber Mikroplastik ergeben. (Auszug aus dem ICF-Bericht für die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission)
Alle großen Umweltorganisationen weltweit bemühen sich um Möglichkeiten, neue Normen oder Vorschriften zur Verringerung der Freisetzung von Mikroplastik in Gewässer. (Siehe dazu die Dokumente von Bureau REACH und des Staatlichen Instituts für Volksgesundheit und Umwelt „RIVM“.)
Der Begriff „Mikroplastik“ wird allgemein verwendet, um äußerst kleine Kunststoffpartikel in der Umwelt zu beschreiben, die durch die Entsorgung und den Abbau von Produkten und Abfallmaterialien entstehen. Die Bedenken gegenüber Mikroplastik beziehen sich hauptsächlich auf sein Potenzial, lebende Organismen in Gewässer zu schädigen und sich in Flüssen und Böden anzureichern. Definiert wird Mikroplastik als synthetisches Material auf Polymerbasis, das weder flüssig noch gasförmig ist und eine Größe von weniger als fünf Millimetern in alle Richtungen aufweist. Es kann von beinahe kugelförmig über subsphärisch, von unregelmäßigen Stücken oder Splittern bis hin zu Fasern in unterschiedlichsten Formen auftreten.
Im Wesentlichen ist in die Umwelt abgegebenes Mikroplastik auf Autoreifen, Straßenmarkierungen, Kunststoffpellets und das Waschen von synthetischen Textilien zurückzuführen. Andere erkannte Quellen, die jedoch geringere Auswirkungen haben, sind Kunstrasen-Infills, Farben sowie bestimmte Reinigungs- und Kosmetikprodukte.
Kombinierte Maßnahmen, die an all diesen Quellen ansetzen, können die Emissionen in Oberflächengewässer reduzieren. Wichtig ist jedoch auch, nachgelagerte Maßnahmen wie die Abscheidung im Ablaufwasser in Betracht zu ziehen, da das Mikroplastik wahrscheinlich vorrangig auf diese Weise an den Quellen in Umlauf gesetzt wird.
Mit Blick auf unser Bodenbelagsgeschäft würden unsere EPDM-, TPV- oder SBR-Granulate natürlich als Mikroplastik gelten, doch der Einsatz von SBR im stoßdämpfenden Oberflächenbelag auf Spiel- und Sportplätzen trägt dazu bei, die Mengen einer der wichtigsten Freisetzungsquellen (Autoreifen) zu reduzieren. Bedenken rufen auch Infill-Anwendungen für Kunstrasenfelder hervor, die üblicherweise jährlich etwa 0,8 % ihres Infill-Materials abgeben. Bei der Größe und Anzahl der weltweit existierenden Kunstrasensportplätze bedeutet dies, dass viele Tonnen freigesetzt werden, die anschließend in die Kanalisation, ins Erdreich oder in Oberflächengewässer gelangen können.
Natürliche organische Alternativen wie Kork, Oliven, Knochen oder Kokosnuss sind zwar etwas teurer als SBR-Gummigranulat, ergeben jedoch ein leistungsfähiges Infill-Material für Kunstrasen, da das Granulat ein Einzelmaterial ist und daher die Beschränkungen für Mikroplastik umgangen werden könnten. Bei einer Vermischung mit Polyurethanen für Verbundbodenanwendungen würde es jedoch wieder unter die Kategorie „Mikroplastik“ fallen, da die an der Außenfläche anhaftende Substanz diese Granulate zu untrennbaren Mikroplastikpartikeln macht.
Glücklicherweise sind bei unseren Bodenlösungen die Granulate in einen durchgängigen Bodenbelag gebunden und werden daher üblicherweise nicht in größeren Mengen freigesetzt. Auch falls sich bei nicht ganz korrekter Ausbringung geringe Mengen Granulat lösen, liegt das möglicherweise freigesetzte Volumen deutlich unter den Emissionen aller anderen Quellen oder Anwendungen.
Das Wichtigste im Hinblick auf unseren Bodenbelag ist also, die richtige Menge eines Bindemittels mit der für die klimatischen Bedingungen der Anwendung passenden Viskosität einzusetzen, um ein Ablösen des Granulats zu vermeiden. Sollte sich dennoch Granulat lösen, kann dieser Vorgang jederzeit durch Versiegelung der Oberfläche beendet werden.
Die Verwendung eines geotextilen Gewebes als Trennschicht vor dem Aufbringen der ersten Pufferlage kann aus Umweltschutzgründen empfehlenswert sein, um das Erdreich vor dem Bodenbelagsmaterial zu schützen und die Entsorgung des Materials am Ende seiner Nutzungsdauer einfacher zu gestalten.
Andere Möglichkeiten zur Minderung der Risiken lassen sich bereits während der Planung und Konstruktion des Oberflächenbereichs oder des Rasenplatzes einfach umsetzen: Abscheider für Abflüsse, gute Pflege mit regelmäßiger Beseitigung von freigesetztem Material sowie ein Standort, der so konzipiert ist, dass Granulat nicht einfach aus dem Bereich hinausgelangen kann, sind allesamt einfache, aber wirksame Maßnahmen.
Schließlich sind der Umgang mit und die Entsorgung von Infill- und Bodenbelagsmaterialien am Ende der Produktlebensdauer von den Installationsbetrieben und Eigentümern sorgfältig zu erwägen und zu planen.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir versuchen müssen, das Problem an der jeweiligen Quelle zu lösen.
Ist Mikroplastik einmal in die Umwelt freigesetzt, kann es auf verschiedenen Wegen und über diverse darauf befindliche Abflüsse, die es zurückhalten könnten, in Gewässer gelangen. Noch immer ist weitestgehend unklar, wie Mikroplastik in urbanen und ländlichen Umfeldern zirkuliert – besonders, wenn es nicht direkt ins Abwassersystem freigesetzt wird.
Bestimmte Mikroplastikarten, die in das Abwassersystem gelangen, können in Kläranlagen aufgefangen und im Schlamm abgeschieden werden. Dieser wird dann auf Land ausgebracht oder verbrannt, es gibt jedoch kein bekanntes Verfahren, um Mikroplastik aus Klärschlamm zu entfernen.
Unglücklicherweise gelangt manchmal auch Mikroplastik direkt in Gewässer, ohne dass es abgebaut würde.
Viele von uns haben Kinder oder auch Enkelkinder und wir würden ihnen gern einen Planeten hinterlassen, den sie genauso genießen können, wie es uns in unserer Kindheit und Jugend möglich war. Unabhängig davon, wo in der Welt wir uns befinden, sind wir dafür jedoch auch alle selbst verantwortlich und müssen nicht auf strengere Vorschriften oder Normen warten.